Silvestertagung WÄLSUNGENBLUT – ein inspirierender Jahreswechsel auf Schloss Neuhardenberg
ALLE SEHNSUCHT SEINES VERRUFENEN LEBENS
WAR GESTILLT IN IHR, UND ALLES, WAS SICH IHM
KRÄNKEND VERSAGT, WENN ER […] UM FREUND-
SCHAFT UND LIEBE GEWORBEN HATTE –
ES WAR GEFUNDEN IN IHR. Thomas Mann, Wälsungenblut
Mit einer raffinierten erzählerischen Pirouette versetzt Thomas
Mann die skandalumwitterte Inzest-Episode des ersten Aktes von
Richard Wagners WALKÜRE in das dekadente Fin de siècle-Milieu
seiner Gegenwart und skizziert in Wälsungenblut das Bild einer
bis ins Rauschhafte übersteigerten Geschwisterliebe.
Der Inzest – bei Wagner noch ganz Zeichen von Erwähltheit und
Teil eines utopischen Menschheitstraumes – wird bei Thomas
Mann in direkter Anspielung auf die WALKÜRE zum Zeichen
der Dekadenz zweier Luxuswesen: Das Zwillingspaar Siegmund
und Sieglinde Aarenhold versucht mit einer lustvollen Verzweif-
lungstat der Stagnation und Sterilität ihres privilegierten Lebens zu
entfliehen. Unter der Ohnmacht, zu keiner wirklich schöpferischen
Leistung befähigt zu sein, erliegen sie nach einem Opernabend mit
der WALKÜRE der Versuchung und vollziehen den Liebesakt – und
das unmittelbar vor der Hochzeit Sieglindes…
In spielerisch distanziertem, quasi ironischem Erzählton gelangt
Thomas Mann zur Neuinterpretation eines komplexen Tabuthemas:
Wälsungenblut – die indirekte Kritik einer oberschichtspezifischen
unerträglichen Leichtigkeit des Seins?.
Die komplexe Rezeptionsgeschichte der Novelle, die reich an auto-
biografischen Delikatessen des Autors sich auch dem Vorwurf einer
Verfestigung antisemitischer Klischées zu stellen hat, leitet über zu
kulturhistorisch wie anthropologisch relevanten Fragestellungen
nach dem in fast allen Kulturen bestehenden Inzestverbot.
Musikalisch bildet dabei der erste Akt der WALKÜRE, der von den
Gesangssolisten in Konzertstationen präsentiert wird, das Zentrum
eines vielschichtigen und abwechslungsreichen Musikprogramms, das
neben Lesungen und Schauspielsequenzen im Schlosspark und
in den Sälen des Schlosses erklingt: nicht inzestuöse und doch
berauschende Lieder und Duette von Fanny und Felix Mendelssohn
als Beispiele einer ganz in Musik sich auslebenden Geschwisterliebe,
nachdenkliche und stille Gedichte von Georg Trakl und eine
beschwingte Feier der Silvesternacht, die mit Walzerklängen auf der
Schlossterasse anhebt.
Ein Fest für die Sinne, das Herz und den Geist, künstlerisch anregend
gestaltet, kulinarisch höchsten Ansprüchen genügend, in ein-
zigartig historischem Ambiente – wir freuen uns auf drei unvergessliche
Tage gemeinsam mit Ihnen im Jahreswechsel als Gäste auf
Schloss Neuhardenberg
Referenten & Künstler:
Prof. Dr. Christoph Stölzl, Kulturhistoriker
Friedrich Dieckmann, Schriftsteller und Publizist
Hans-Peter Hagedorn, Literaturwissenschaftler
Anna Hofmann, Sopran (Sieglinde)
Michael Connaire, Tenor (Siegmund)
Alina Pronina, Klavier
Anna von Schrottenberg, Schauspiel & Texte
Burkhard v. Puttkamer, Bariton & Tagungsleitung
Von 2006 – 2016 konzipierte und realisierte das Zwischenakt– Team alljährlich im Auftrag der Evangelischen Akademie Tutzing die „Tutzinger Silvestertagungen“ – eine Reihe aus elf stets ausgebuchten Tagungen, in denen musikalische wie literarische Themen in einer ausgefeilten Gesamtdramaturgie jeweils im Jahreswechsel präsentiert wurden.
Ausgehend von der Idee, einem Schriftsteller jeweils einen Komponisten gegenüberzustellen, wurden in den ersten Jahren z. B. die interessanten Bezüge zwischen Wilhelm Müller und Schubert, Eichendorff und Schumann, Mörike und Wolf oder aber Petrarca und Liszt in den Mittelpunkt der Tagungen gestellt. Später folgten dann eingehende Betrachtungen literarischer Figuren und Stoffe w. z. B. Mignon, Suleika oder Tristan, aber auch Themen wie die experimentelle Lyrik Ernst Jandls oder mit „Nur Goldstaub in der Luft?“ eine Silvestertagung zur Salonkultur.
Im Jahreswechsel 2016/2017 gastierte die Tagungsreihe mit „Genie im Rausch?“ – Thomas Mann: Dr. Faustus – erstmals aufSchloss Neuhardenbergbei Berlin. Aufgrund des überaus großen Erfolgs wird die Tagungsreihe nach „Risse im Licht?“ auch zum Jahreswechsel 2018/19 an diesem atmosphärisch einzigartigen Ort mit WÄLSUNGENBLUT fortgesetzt:
Referenten & Künstler der Silvestertagungen 2006 – 2017
Themenkomplex „Literatur“:
- Prof. Dr. Claudia Liebrand – Literaturwissenschaft – Universität zu Köln
- PD Dr. Uwe Durst – Literaturwissenschaft – Universität Stuttgart
- Prof. Dr. Christoph Stölzl – Kulturhistoriker – Präsident Hochschule f. Musik Franz Liszt, Weimar
- Prof. Dr. Dr. h.c. Ruprecht Wimmer – Literaturwissenschaft – ehem. Präsident der Katholischen Universität Eichstätt
- Prof. Dr. Hendrik Birus – Vergleichende Literaturwissenschaft – ehem. LMU München, seit 2006 Vizepräsident Jacobs University Bremen
- Prof. Dr. Tomas Tomasek – Mittelalterliche Deutsche Literatur – Westfälische Wilhelms-Universität Münster
- Prof. Dr. Georg Braungart – Neuere deutsche Literatur – Eberhard Karls Universität Tübingen
- Prof. Dr. Michael Rössner – Literaturwissenschaft – Ludwig-Maximilian- Universität München
- PD Dr. Christian Sieg – Exzellenzcluster Religion & Politk – Westfälische Wilhelms-Universität Münster
- Prof. Dr. Gunnar Och – Literaturwissenschaft – Friedrich- Alexander- Universität Erlangen-Nürnberg
- Dr. Wiebke Amthor – Literaturwissenschaft – Freie Universität Berlin
- Dr. phil. Edda Ziegler – Literaturwissenschaft, Ludwig– Maximilian Universität , München
- Dr. Christine Dirnaichner – Philosophie, Literatur- & Kunstgeschichte – München, Mailand
- Dr. Helmut Neundlinger – Schriftsteller & Autor – Wien
- Hilde Berger – Autorin (Drehbuch, Roman), Schauspielerin – Universitäts-Dozentin, Wien
- Kurt Scharf – Autor, Übersetzer, Herausgeber/ ehem. Goethe-Institut Teheran – Berlin
- Reza Noori – Literaturwissenschaft, Fremdsprachenlinguistik, Rezitation – Berlin
- Karin Herbst- Meßlinger – Freie Universität Berlin/ Deutsche Kinemathek – Berlin
Themenkomplex „Musik“:
- Prof. Dr. Ariane Jeßulat – Musiktheorie – Universität der Künste, Berlin
- Prof. Dr. Oliver Korte – Musiktheorie, Komponist – Musikhochschule Lübeck
- Prof. Dr. Martin Ullrich – Musiktheorie – Präsident Hochschule f. Musik Nürnberg
- Prof. Dr. Jan Philipp Sprick – Musiktheorie – Hochschule für Musik und Theater, Rostock
- Prof. Dr. Birger Petersen – Musiktheorie – Johannes Gutenberg Universität Mainz
- Rolf Wöhrman – Komponist, Design und Entwicklung digitaler Klangsysteme- temporubato, Frankfurt a. M.
- Dr. Julia Hinterberger – Musikwissenschaft – Universität Mozarteum Salzburg
Musiker & Schauspieler
- Univ. Prof. Klaus Feßmann – Klangsteine – Universität Mozarteum Salzburg
- Silvina Buchbauer – Schauspiel, Texte – Berlin
- Philip Mayers – Pianist – Berlin
- Katrin Dasch – Pianistin -Hochschule für Musik „Hanns Eisler“, Berlin
- Helmut Dirnaichner – Künstler – Mailand, München
- Zuszsa Bálint – Pianistin – Universität der Künste Berlin
- Andrea Letzing – Alt – Iffeldorf
- Silvia Mansur- Curí – Pianistin – Berlin
- Katharine Hannah Weber – Sopran – Berlin
- Anna von Schrottenberg – Schaupiel, Texte – Berlin, Zürich
- András Vermesy – Pianist – Berlin
- Helmut Vogel – Schauspiel, Texte – Zürich
- Graziella Rossi – Schauspiel, Texte – Zürich
- Johannes Quester – Schaupiel, Texte – Berlin
- Erhan Sanri – Komponist – Hamburg
- Antonia Munding – Mezzosopran – Berlin
- Andrea Marie Baiocchi – Pianistin – Berlin
- Azita Mostofi – Santur (persisches Schlaginstrument) – Eitorf bei Köln
- Norbert Stöß – Texte, Film- und Fernsehschauspieler – Mitglied des Berliner Ensembles
- Evelin Förster – Diseuse, Autorin – Berlin
- Richard Schnell – Schauspiel, Texte – Berlin
- Dr. Hubertus von Schrottenberg – Texte – Bad Reichenhall
- Katharina Landl – Pianistin – Berlin
- Prof. Dr. Kurt Weis – Soziologie/ Texte – ehem. Technische Universität München
- Prof. Dunja Robotti – Pianistin – Hochschule für Musik Nürnberg
- Burkhard v. Puttkamer – Bariton/ künstler. Leiter „Zwischenakt“ – Berlin