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„Endstation Winterreise“ zog 800 Straßenbahngäste an

„Endstation Winterreise“ zog 800 Straßenbahngäste an

Etwas verwundert mag mancher Bremer am Samstagabend geschaut haben. Vier Straßenbahnen, scheinbar ohne Ziel, die Fenster dicht verhüllt, alle Haltestellen auslassend, rauschten durch die Stadt. Die Fahrgäste der Geisterbahnen waren auch nicht viel schlauer. Sie wussten nur, was sie am Ende erwarten würde. Wohin? Auf diese Überraschung musste man sich einlassen, wenn man bei „Endstation Winterreise“ dabei sein wollte. Und das wollten rund 800 Personen.

Die Idee: Die Straßenbahn ist ein Ort der Reise im Alltag mit vielen denkbaren Endstationen; Schuberts Liederzyklus ist ein musikalisches Unterwegs-Sein im Leben mit bald metaphysischem Ende. […]Wahrscheinlich hätte die Orts-Überraschung auch ohne Hintersinn für genügend Entzücken gesorgt. Die Lokalität erwies sich tatsächlich als spannend. Die Hundertschaften Schubert-Freunde landeten in einer […] . In dasselbe kalte Licht gehüllt wie bereits die Straßenbahnen, stellte sich dort schnell eine Atmosphäre zwischen Frost und Befremden ein.

Auf einem schlichten Podest stand in kargem Licht einsam erhöht Burkhard von Puttkamer (Bariton). Mit seinem Begleiter András Vermesy am Flügel hob er zu Schuberts melancholischer Kunstlied – Sammlung an – eine Mammutaufgabe für jeden Vokalisten.

Der Spagat zwischen frühromantischer Formästhetik und emotionaler Extrem-Aufladung gelang von Puttkamer und Vermesy in ergreifender Intensität. […]Als moderne Erweiterung des Stoffes waren an drei Stellen Texte eingestreut. Die Darstellerin Silvia Buchbauer spielte sie und bezog die Straßenbahn an dieser Stelle mit ein: Als bewegte Kulisse und Sinnbild der Urbanität. Nach zwei Stunden war die „Winterreise“ an ihrem ungewissen Ende. Der Beifall war riesig.“

Kreiszeitung Bremen, 23.01.2006

 

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